Rathausumschau vom 20. März 2023: Übergabe von Erinnerungszeichen für NS-Opfer

Am Donnerstag, 23. März, 14.30 Uhr, spricht Oberbürgermeister Dieter Reiter bei einer Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die jüdischen Münchnerinnen und Münchner Julie und Ludwig Löwenthal, Klara Grüner und Fanny Gross, die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung wurden.

Die Gedenkveranstaltung findet im Festspielhaus in der Rosenheimer Straße 192 statt. Weitere Redebeiträge halten Stadtschulrat Florian Kraus, Ellen Presser, Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Marcus Sillober, Direktor des Städtischen Heinrich-Heine-Gymnasiums und Gunda Wolf-Tinapp, zweite stellvertretende Vorsitzende des Bezirksausschusses 16 (Ramersdorf-Perlach). Schülerinnen und Schüler des Städtischen Heinrich-Heine-Gymnasiums verlesen die Biografien. Es musiziert das Instrumentalensemble des Städtischen Heinrich-Heine-Gymnasiums.

Im Anschluss werden an den ehemaligen Wohnhäusern Erinnerungszeichen angebracht: um 15.40 Uhr in der Rosenheimer Straße 214 für Julie und Ludwig Löwenthal, um 16 Uhr in der Rosenheimer Straße 216 für Klara Grüner und um 16.20 Uhr in der Rosenheimer Straße 191 für Fanny Gross. Die Veranstaltungen sind öffentlich. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Der Lederfabrikant Ludwig Löwenthal kam 1879 in Rothenburg zur Welt, Julie Löwenthal 1888 in München. Sie heirateten 1929, wohnten bis 1933 in der Rosenheimer Straße 214 und waren Teilhaber der Firma J. Löwenthal & Co., die Neuheiten herstellte und in einem Großhandel vertrieb. 1938 zwangen die Nationalsozialisten das jüdische Ehepaar, ihr Unternehmen abzumelden. Ludwig Löwenthal musste später Zwangsarbeit im Gartenbau leisten. Im Februar 1942 verschleppte die Gestapo die Eheleute in ein Internierungslager in der Clemens-August-Straße. Von dort wurden sie am 13. März 1943 nach Auschwitz deportiert, wo die SS sie wahrscheinlich drei Tage nach Ankunft des Zuges ermordete.

Klara Grüner wurde 1878 in München geboren. Sie heiratete den Katholiken Theodor Grüner und hatte mit ihm zwei Söhne. Seit 1935 wohnte das Ehepaar in der Rosenheimer Straße 216. Klara Grüner war durch ihre Ehe mit einem nichtjüdischen Partner zunächst vor den antisemitischen Verfolgungen geschützt – bis zu dessen Tod 1941. Im November 1941 musste sie ihre Wohnung verlassen und umziehen. 1942 wurde sie zur Zwangsarbeit verpflichtet. Im April 1943 deportierte die Gestapo sie in das Ghetto Theresienstadt. Die SS verschleppte sie von dort im Mai 1944 nach Auschwitz, wo sie ermordet wurde.

Fanny Gross kam 1873 in dem ungarischen Ort Miklós zur Welt. Sie heiratete 1895 in Budapest den Schneider Aron Gross, im Jahr 1900 ließ sich das jüdische Ehepaar in München nieder. Das Paar hatte zwölf Kinder. Aron Gross verstarb 1925. Ein Jahr später zog Fanny Gross in die Rosenheimer Straße 191. Am 1. Juli 1939 zwangen die Nationalsozialisten die schwer herzkranke Frau, in das Israelitische Altenheim in der Mathildenstraße zu ziehen. Sie starb wenige Tage später am 23. Juli 1939.
Weitere Informationen unter www.erinnerungszeichen.de und unter http://www.map.erinnerungszeichen.de

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